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QUERSTADTEIN

Geflüchtete zeigen ihr Berlin

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querstadtein.org

Bei querstadtein engagieren sich neun Stadtführer*innen, die aus Syrien und dem Irak geflüchtet sind. Sie zeigen Alteingesessenen und Besucher*innen die Stadt aus ihrer Perspektive.

„In unseren Lebensläufen gibt es einen zentralen Punkt und das ist der Krieg“, sagt Samer. „Es gab eine Zeit vor dem Krieg, dann kam der Krieg und wir haben alles verloren. Als wir nach Deutschland kamen, hat für uns die Zeit nach dem Krieg angefangen, das war wie eine neue Geburt.“

Samer kommt 2015 aus Syrien nach Berlin. In seiner Heimat war er Manager in einer großen Fabrik. Parallel führte er seine eigene Firma für Im- und Export. In Berlin trifft er Dominika, die damals ehrenamtlich für querstadtein arbeitet. Der gemeinnützige Verein bietet Stadtführungen aus ungewöhnlichen Perspektiven an: Ehemals obdachlose Menschen zeigen den Kiez, auf dessen Straßen sie früher einmal gelebt haben. Seit 2016 zeigen auch Menschen mit Fluchterfahrung „ihr“ Berlin, erzählen ihre Geschichte und vom Ankommen in Deutschland.

Dominika überzeugt Samer bei querstadtein mitzumachen. Inzwischen ist er bereits seit zweieinhalb Jahren dabei und führt Menschen durch seinen Kiez, Neukölln. Eine touristische Stadtführung im klassischen Sinne ist seine Tour nicht. „Bei querstadtein ergreifen Geflüchtete, über die in den Medien viel berichtet und gesprochen wird, selbst das Wort. Sie werden dadurch zu Akteuren politischer Bildung“, erklärt Dominika, die inzwischen als Projektkoordinatorin bei querstadtein arbeitet.

Samer geht es bei seinen Touren vor allem um die Begegnungen und den Austausch auf Augenhöhe: „Die Stadtführungen sind eine gute Chance zu lernen und miteinander zu reden statt übereinander. Nur so können wir herausfinden, wie wir gut zusammenleben und die Gesellschaft besser machen können.“

Die Touren brachten Samer außerdem auf eine neue Geschäftsidee: „Storytelling ist eine gute Möglichkeit, Brücken zwischen den Menschen zu bauen. Und noch besser verbindet man Menschen beim Essen. So kam ich auf die Idee, ein Unternehmen zu gründen: „Damascus Aroma“, wo ich syrisches Essen und Storytelling anbiete.“

Und wie war es für Samer, in Berlin anzukommen? „Das ist eine komplizierte Frage, weil ich eigentlich zwei Mal in Berlin angekommen bin“, antwortet er: „Das erste Mal war sehr schwer, weil ich die Stadt, die Sprache und die Deutschen nicht kannte. Das zweite Mal bin ich angekommen, als ich Deutsch gelernt, Berlin und die Deutschen kennengelernt habe. Da bin ich wirklich angekommen. Seitdem fühle ich mich hier wohl. Man kann jetzt sagen: Hier ist Zuhause.“

INTERVIEW