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SYN:FORMAT

Im Dialog mit dem Publikum

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synformat.org

Die Schauspieler des deutsch-syrischen Theaterprojekts teilen ihre Lebensgeschichte mit dem Publikum und durchbrechen damit sprachliche und kulturelle Barrieren.

„Die Theaterproben mit Magdalena und der Gruppe haben für mich eine neue Tür geöffnet“, sagt Arwa Azouz. „Das Projekt ist unser Baby und die Gruppe ist eine neue Familie für uns.“ Die Syrerin ist Schauspielerin. In ihrer Heimat war sie es nicht, aber in Berlin wurde sie dazu – als Mitglied der deutsch-syrischen Theatergruppe syn:format e.V. Ins Leben gerufen wurde das Projekt Ende 2015: auf Initiative von geflüchteten jungen Männern, gemeinsam mit den Schauspielerinnen Aline Joers und Magdalena Scharler.

„Eigentlich können wir bis heute nicht genau sagen, wer die Idee wirklich hatte. Es war eher so, dass die Idee zu uns kam“, erinnert sich die Magdalena Scharler, die im September 2015 gemeinsam mit einer Kollegin Deutschunterricht in der Notunterkunft für Flüchtlinge in der Storkower Straße gab. Daraus entwickelte sich bald ein Theaterworkshop, der wöchentlich im nahe gelegenen Elektroclub „Mensch Meier“ stattfand. „Da standen dann jeden Donnerstag bis zu 20 junge Männer auf der Matte, um mit uns Theater zu spielen. Schnell wurde deutlich, dass zehn von ihnen ein ganz tiefes Interesse an der Arbeit hatten. Sie wollten wirklich etwas erzählen, das weit über unser wöchentliches Treffen hinausging.“

Magdalena Scharler und ihre Kollegin beschlossen, gemeinsam mit den Geflüchteten ein Stück zu erarbeiten. Idee und Titel standen schnell fest: „Amjad, einer der jungen Männer, kam auf mich zu und sagte: ‚Eigentlich müssten wir Geflüchtete so was wie einen Letter TO THE WORLD schreiben, damit unsere Gedanken, unsere Perspektive, unsere Geschichten gehört werden und nicht immer nur das, was die anderen daraus machen.’“

Die Reaktionen des Publikums auf dieses erste Stück – ebenso wie auf die beiden Folge-Inszenierungen DEINE HEIMAT. MEINE HEIMAT. und FREIHEIT waren überwältigend: „Viele Deutsche sagten uns hinterher, sie würden endlich verstehen, dass eine Flucht nicht beendet ist, wenn man ‚im Zielland’ angekommen ist. Und dass sie jetzt eine Ahnung davon hätten, warum die nach Deutschland geflüchteten Menschen ein Geschenk sein können.“

Aktuell arbeitet die Theatergruppe von syn:format an ihrer nächsten Trilogie. Der ersten zum Thema Ankommen soll eine zum Thema Utopia folgen. Magdalena Scharler: „Die meisten Geflüchteten sind in Deutschland nicht mehr ‚neu’. Sie sind Teil dieser Gesellschaft. Gleichzeitig gibt es viele Menschen in Deutschland, die sich nicht als Teil dieser Gesellschaft empfinden – egal, wie lange sie schon hier sind oder welche Nationalität sie haben. Wir wollen versuchen, diese Menschen in unsere Arbeit miteinzubeziehen.“ Dazu will das deutsch-syrische Team an verschiedenen Orten in Deutschland forschen. Mit theatralen Mitteln, aber auch in Kooperation mit einem journalistischen Projekt, das syrische Geflüchtete in Berlin gegründet haben. Es heißt „Eed Be Eed“ – „Hand in Hand“.

INTERVIEW